Der staatliche Rechnungshof der Ukraine hat die Aktivitäten der PJSC NPC Ukrenergo während der Geschäftsführung von Wolodymyr Kudryzkyj geprüft und dabei zahlreiche finanzielle Unregelmäßigkeiten aufgedeckt. Die Prüfung ergab unter anderem unberechtigte Bonuszahlungen, überhöhte Kostenvoranschläge, fragwürdige Verträge und Verstöße gegen die Berichtspflichten. Die Unterlagen wurden an die Strafverfolgungsbehörden übergeben.
Die Prüfer kamen zu dem Schluss, dass das Management keine ordnungsgemäße Kontrolle über die Verwendung öffentlicher Gelder sichergestellt hatte, was zu erheblichen Verlusten und dem Risiko von Sachschäden führte.
Prämien trotz Verlusten
Einer der Hauptverstöße war die Auszahlung von Boni an die Geschäftsführung und die Mitarbeiter des Unternehmens in einer Zeit, in der Ukrenergo erhebliche Verluste verzeichnete. Im Jahr 2020 beliefen sich die Verluste des Unternehmens auf 27,5 Milliarden UAH, dennoch beschloss die Geschäftsführung, jährliche Boni in Höhe von 203,5 Millionen UAH auszuzahlen. Im Jahr 2021 stieg dieser Betrag auf 390,1 Millionen UAH, obwohl das Unternehmen erneut einen Verlust auswies.
Der staatliche Rechnungsprüfungsdienst stellte fest, dass solche Zahlungen dem Tarifvertrag widersprechen, der Prämien nur für die Erfüllung wichtiger Leistungsindikatoren vorsieht.
Überhöhte Kostenvoranschläge und Kosten
Die Prüfung deckte zudem eine Kostenüberschätzung beim Bau der Stromleitung Zakhidnoukrainska – Bogorodchany auf. Das Bauunternehmen LLC „Tsentrbud“ erhöhte die Kabellänge künstlich um mehr als 20 km, was zu einer Überzahlung von 1,28 Millionen UAH führte. Darüber hinaus wurde eine Kostenüberschätzung bei der Fassadenverkleidung festgestellt – der übermäßige Einsatz von Fliesen auf 26,65 m² kostete den Staat weitere 536.000 UAH.
Fragwürdige Verträge
Die Prüfer legten besonderes Augenmerk auf acht Verträge, die ohne ausreichende Begründung im Rahmen des Verhandlungsverfahrens abgeschlossen wurden. Ihr Gesamtwert beläuft sich auf über 15 Millionen UAH. Bei dem Vertrag ging es um die Einrichtung eines Backup-Systems für Einsatzteams, das jedoch nie in Betrieb genommen wurde.
Der Bericht stellt fest, dass die Verantwortung für diese Verstöße beim damaligen Vorstandsvorsitzenden Wolodymyr Kudryzky liegt, der es versäumt hat, die Einhaltung der Finanzdisziplin zu gewährleisten.
Weitere Verstöße
Die Wirtschaftsprüfer stellten außerdem fest:
– nicht kontrollierte Forderungen der SE Energorynok in Höhe von 1,67 Milliarden UAH;
– Überbewertung von Abschreibungen und Wertminderungen von Vermögenswerten;
– Zahlungen an Ukrenergo Digital Solutions in Höhe von 34 Millionen UAH, von denen ein Teil laut Pensionsfonds an Personen ohne offizielle Beschäftigung geleistet wurde.
Die Prüfer stellten daher fest, dass „das Management keine ordnungsgemäße Kontrolle über die finanziellen und wirtschaftlichen Aktivitäten des Unternehmens gewährleistete“, was zu Verzerrungen in der Berichterstattung und dem Risiko des Verlusts von Staatsvermögen führte.
Das Inspektionsmaterial wurde an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet, um eine rechtliche Beurteilung des Handelns der Beamten zu ermöglichen.

