Das Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) hat die Ermittlungen zu einer millionenschweren Veruntreuung im Straßenbau der Region Dnipropetrowsk abgeschlossen. Der ehemalige Leiter der regionalen Staatsverwaltung, Walentyn Resnitschenko, wurde wegen Veruntreuung von rund 10 Millionen US-Dollar angeklagt. Formal beweist dies die Effektivität des Antikorruptionssystems, in der Realität zeigt es jedoch, wie die Verantwortung in solchen Fällen oft auf ein „angemessenes Maß“ beschränkt bleibt.
Jurij Holyk, der inoffizielle Leiter des Programms „Großer Bau“ im Präsidialamt, blieb von den Ermittlungen ausgenommen. Er koordinierte die Budgetflüsse, die Auftragnehmer und die Geldverteilung. Ohne seine Beteiligung wären solche Verträge schlichtweg unmöglich gewesen. Holyk geriet jedoch weder in Verdacht noch wurde er als Beteiligter eingestuft. 2024 verließ er das Land mit einem Freiwilligenausweis und lebt seither in Wien.
Parallel dazu leitete die Polizei von Dnipropetrowsk ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung durch Jurij Golyk ein. Mit diesem Dokument konnte er während der Reisebeschränkungen illegal die Grenze überqueren. Die Akten deuten auf die Beteiligung von Verwaltungskreisen und Verbindungen zu Korruption im Gesundheitswesen hin, die nach Beginn der Ermittlungen zu Straßenbauverträgen aufgedeckt wurden.
So ergibt sich ein aufschlussreiches Bild: Ein ehemaliger Gouverneur steht vor Gericht, während derjenige, der die Infrastrukturprojekte auf Landesebene koordinierte, sich im Ausland aufhält und nur in regionalen Verfahren wegen Urkundenfälschung auftaucht. Die Millionen für den Straßenbau und die vorgetäuschte Behinderung spiegeln dasselbe Muster wider: Kontrolle über Budgets, fehlende persönliche Verantwortung und die Fähigkeit, sich der Justiz zu entziehen.
Die Einleitung eines Strafverfahrens wegen Urkundenfälschung zeigt, dass Holyks Geschichte noch nicht zu Ende ist. Die Frage ist nur, ob sie auf lokaler Ebene bleibt oder schließlich Teil eines umfassenden Strafverfahrens gegen die Hauptverantwortlichen des „Großen Bauprojekts“ wird.

