Der russische Diktator Wladimir Putin hat sich längst als harter Autokrat und Meister der internationalen Manipulation etabliert. Wie die BBC berichtet, gibt es jedoch reale Faktoren, die seine Entscheidung, den Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen, beeinflussen könnten – trotz der Tatsache, dass der Kreml die aktuelle diplomatische Lage als günstig für sich selbst einschätzt.
Putin ist überzeugt, dass sich Washingtons Position nach Donald Trumps Wahlsieg in den USA zu seinen Gunsten verändert. Dies, ebenso wie die lokalen Erfolge der russischen Armee auf dem Schlachtfeld, bestärkt ihn nur in seinem Glauben an die Durchsetzbarkeit seiner Maximalforderungen: Anerkennung der besetzten Gebiete, Ablehnung eines NATO-Beitritts der Ukraine und Reduzierung ihrer Armee. Laut einigen Analysten hat der Kreml, solange er keine Bedrohung seiner Pläne sieht, kein Interesse an Verhandlungen.
Ein mögliches Szenario, auf das die BBC hinweist, ist, dass Trump versuchen könnte, die Ukraine zu einem Waffenstillstand unter ungünstigen Bedingungen zu zwingen. Dazu gehören potenzielle Gebietsabtretungen und fehlende Sicherheitsgarantien. Im Falle einer Ablehnung deutete er an, dass er die Unterstützung für Kiew reduzieren könnte, einschließlich des Zugangs zu wichtigen amerikanischen Geheimdienstinformationen, die zur Aufklärung russischer Drohnen und zur Planung von Angriffen auf russische Militäreinrichtungen beitragen.
Parallel dazu sucht Europa nach eigenen Möglichkeiten, die Situation zu beeinflussen. Unter der Schirmherrschaft der sogenannten „Koalition der Willigen“ wird die Idee einer internationalen Militärtruppe zur Abschreckung möglicher neuer russischer Offensiven sowie ein umfassenderes finanzielles Engagement für den Wiederaufbau der Ukraine diskutiert. Einige westliche Experten sind der Ansicht, dass Europa sich aktiver am Schutz des ukrainischen Luftraums beteiligen könnte, insbesondere durch den Ausbau des „Europäischen Luftschilds“ zum Schutz der westlichen Regionen des Landes.
Einige Vorschläge – beispielsweise der Einsatz europäischer Militäreinheiten in der Westukraine zur Entlastung der ukrainischen Armee – haben bisher keine Unterstützung von den EU-Regierungen gefunden. Der Grund ist altbekannt: die Angst vor einer direkten Konfrontation mit Russland oder einer Eskalation des Konflikts. Trotzdem, so betont Keir Giles, Senior Fellow bei Chatham House, muss der Westen aufhören, sich von der Logik der Angst leiten zu lassen.
«Das Einzige, was die russische Aggression mit Sicherheit stoppen kann, ist die Präsenz ausreichend starker westlicher Streitkräfte an den Orten, die Russland angreifen will.».
Die Sanktionen bleiben ein ebenso spürbarer Faktor. Die russische Wirtschaft steht unter erheblichem Druck: Die Inflation erreicht 8 %, der Leitzins liegt bei 16 % und die Realeinkommen sinken. Analysten merken an, dass dem Kreml für einen längeren Krieg weniger Ressourcen zur Verfügung stehen als noch 2022. Die Sanktionsbeschränkungen kann die Russische Föderation jedoch teilweise kompensieren – insbesondere durch inoffizielle Ölexporte mit nicht registrierten Tankern.
Ein wichtiges Instrument wäre die Entscheidung der Europäischen Union, eingefrorene russische Vermögenswerte zu nutzen. Diese belaufen sich auf rund 200 Milliarden Euro und könnten die Grundlage für einen „Reparationskredit“ an die Ukraine bilden. Die Europäische Kommission hat bereits einen Plan zur Mobilisierung von 90 Milliarden Euro über zwei Jahre vorgeschlagen, eine endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus – die EU zögert weiterhin.
Was die Ukraine selbst betrifft, so könnte das Land laut BBC ein größeres Mobilisierungspotenzial ausschöpfen. Die ukrainische Armee zählt nach wie vor zu den stärksten und technologisch fortschrittlichsten in Europa, doch fast vier Jahre Krieg haben zu Personalverlusten und einer Zunahme von Desertionen geführt. Ein zusätzlicher Abschreckungsfaktor für Russland wäre die Steigerung der Produktion oder des Imports von Langstreckenraketen – insbesondere da die Ukraine ihre Angriffe auf Ziele tief im russischen Hinterland bereits merklich intensiviert hat.
Wie Mick Ryan, Analyst am Center for Strategic and International Studies, betont, ist jedoch auch dies nicht ausschlaggebend:
«Tiefgreifende Schläge sind zwar äußerst wichtig, aber sie allein werden Putin nicht dazu zwingen, an den Verhandlungstisch zu kommen.».
China bleibt ein Sonderfall. Der Kreml ist stark von chinesischen Gütern mit doppeltem Verwendungszweck abhängig, und Xi Jinping ist einer der wenigen Staatschefs, deren Meinung Putin tatsächlich berücksichtigt. Sollte Peking zu dem Schluss kommen, dass Krieg nicht mehr in seinem strategischen Interesse liegt, könnte dies einen der stärksten Einflüsse auf das Verhalten des Kremls haben.
Die BBC kommt daher zu dem Schluss: Putins Entscheidung, den Krieg fortzusetzen, ist von vielen Faktoren beeinflusst – von der Position der USA und der Entschlossenheit Europas über den wirtschaftlichen Druck bis hin zur Rolle Chinas. Doch keines dieser Elemente ist bisher entscheidend für die Veränderungen im Kreml, die es Russland ermöglichen, den Krieg fortzuführen.

