Meerrettich, ein traditionelles Gewürz der ukrainischen Küche, ist nach Angaben von Kunden und Ketten vorübergehend aus den Regalen einiger Supermärkte verschwunden. In einigen Ketten (darunter auch in regionalen in Charkiw) sind Saucen auf Meerrettichbasis weder offline noch online erhältlich; in anderen Verkaufsstellen sind die Produkte zwar noch erhältlich, es handelt sich dabei aber meist um Altbestände.
Laut Einzelhandelsketten gibt es zwei große inländische Meerrettichproduzenten auf dem Markt: die Lebensmittel- und Geschmacksfabrik Vinnytsia und TM „Veres“. Im Sommer 2025 fehlten den Produzenten aufgrund von Dürre, späten Regenfällen und Arbeitskräftemangel in den Dörfern die Rohstoffe, sodass einige Chargen durch Importe ergänzt werden mussten. Dies führte zu einem vorübergehenden Preisanstieg und Lieferunterbrechungen.
Auf Anfrage teilte ATB mit, dass das Problem saisonbedingt sei und mit einer schlechten Ernte und einer Verschiebung der Erntetermine zusammenhänge. Die Kette versicherte, dass die Produkte der Marke „Veres“ bereits auf Lager seien und die Lieferungen aus Winnyzja nach Abschluss der neuen Ernte wieder aufgenommen würden. „EKO-Market“ berichtete außerdem, dass man mit einer Wiederaufnahme der Lieferungen voraussichtlich ab dem 15. Oktober rechne.
Käufer beklagen, dass die Situation in verschiedenen Filialen, sogar innerhalb derselben Kette, unterschiedlich sei und neue Meerrettich-Lieferungen nicht eintreffen – falls das Produkt verfügbar sei, handele es sich um Altware. Vertreter einiger Ketten reagierten nicht auf Anfragen von Journalisten.
Agrarexperten weisen darauf hin, dass Meerrettich in den staatlichen statistischen Berechnungen keine vorrangige Nutzpflanze ist, sodass es keine detaillierten Ernteschätzungen gibt. Gleichzeitig sind die Faktoren, die das saisonale Defizit beeinflussten – Dürre, Ernteverschiebungen und Arbeitskräftemangel im Dorf – typisch für das Jahr 2025 und betrafen nicht nur Meerrettichproduzenten.
Gleichzeitig richten Experten ihr Augenmerk auf andere Sektoren, in denen es Anzeichen für Engpässe oder Preisdruck gibt. Insbesondere in der Viehzucht ist aufgrund der Zerstörung von Betrieben in den Grenzgebieten ein Rückgang der Schweinebestände zu verzeichnen, was bereits zu einem deutlichen Anstieg der Fleischimporte und damit zu Preisdruck geführt hat. UCAB-Analysten betonen, dass Importe zu einer alternativen Rohstoffquelle geworden sind und bis zum Anstieg des heimischen Viehbestands weiterhin von Bedeutung sein könnten.
Der wirtschaftliche Aspekt des Meerrettichmangels deutet darauf hin, dass es in einer freien Marktwirtschaft keinen echten Mangel wie in der Sowjetunion geben wird – die Produzenten werden bei Bedarf auf Importe zurückgreifen. Gleichzeitig bedeutet dies, dass Käufer vorübergehend ausländische Landwirte „füttern“ und lokale Lieferanten möglicherweise ihren Markt verlieren.
Aktuelle Einschätzung: Der Meerrettichmangel ist saisonal und vorübergehend; die Ketten rechnen mit einer Wiederaufnahme der Versorgung nach Abschluss der Ernte, etwa ab Mitte Oktober. Das Risiko anhaltender Engpässe ist jedoch teilweise auf allgemeine Probleme im Agrarsektor zurückzuführen – Personalmangel und die Folgen der Kampfhandlungen im Osten, die sich auf Versorgung und Produktion auswirken.