Die Ukrainer warten auf eine weitere Senkung der Medikamentenpreise: Ab dem 1. April sinken die Kosten für weitere 116 Medikamente auf 52 % des ursprünglichen Preises. Wie Gesundheitsminister Viktor Ljaschko während eines Spendenmarathons erklärte, sind bereits 222 Medikamente von der Preissenkung betroffen, der durchschnittliche Rabatt beträgt rund 17 %. Trotz dieser optimistischen Ankündigungen ist der Pharmamarkt jedoch in einen heftigen Konflikt geraten: Apotheken versuchen, die neuen Preise zu sabotieren, und die Regierungsmaßnahme wird von Patientenorganisationen und Anwälten kritisiert.
Laut Lyashko sind die Preise für die 100 meistverkauften ukrainischen Medikamente seit dem 1. März um 30 % gesunken. Doch das war erst der Anfang: Im März wurden weitere 104 Medikamente günstiger, und ab dem 1. April geht es weiter – 116 weitere Medikamente kommen hinzu. Insgesamt sind damit 222 Medikamente im Preis reduziert.
Laut Minister variiert die Preissenkung zwischen 52 % und 5 %. Und obwohl 5 % gering erscheinen mögen, ist selbst ein solcher Rabatt bei teuren Medikamenten beträchtlich.
„Der durchschnittliche Rabatt beträgt 17 %. Das ist bereits ein gutes Zeichen dafür, dass Medikamente für die Bevölkerung leichter zugänglich werden“, betonte Lyashko.
Die optimistische Rhetorik des Gesundheitsministeriums wird durch die Statistiken des staatlichen Lebensmittel- und Verbraucherschutzdienstes getrübt: Im März gingen dort 1.156 Beschwerden über Apotheken ein, die die Preise nicht gemäß den neuen Vorschriften gesenkt hatten. Zuwiderhandelnde wurden bereits mit Bußgeldern von über 213.000 Hrywnja belegt.
Es ist offensichtlich, dass einige Apothekenketten die Regierungsverordnung entweder bewusst ignorieren oder versuchen, die neuen Bedingungen auszunutzen und gleichzeitig die alten Preise beizubehalten. „Leider gibt es auch Apothekenketten mit schlechter Qualität“, räumt Lyashko ein.
Wir erinnern daran, dass das Ministerkabinett im Februar 2025 die skandalöse Resolution Nr. 168 verabschiedete, mit der ein neues System zur Regulierung der Arzneimittelpreise eingeführt wurde. Insbesondere:
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begrenzte Gewinnspannen bei Lieferanten und Einzelhändlern für alle Arzneimittel;
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Es ist verboten, Marketingvereinbarungen zwischen Apotheken und Herstellern abzuschließen;
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Mechanismen für Rabatte, Sozialprogramme und Schulungen für Apotheker, die von Pharmaunternehmen finanziert wurden, wurden abgeschafft.
Ziel ist es, Medikamente für die Ukrainer günstiger und leichter zugänglich zu machen. Doch die Sache ist nicht so einfach.
Patientenorganisationen und Marktteilnehmer warnen: Übermäßige staatliche Eingriffe können den gegenteiligen Effekt haben. Schon jetzt sprechen Apotheken vermehrt von der Gefahr von Medikamentenengpässen, insbesondere in Kleinstädten und Dörfern. Sie befürchten, dass der Einzelhandel einer solchen Regulierung ohne Entschädigung nicht standhalten und zur Schließung von Filialen gezwungen sein wird.
Darüber hinaus stellte sich heraus, dass die Resolution Nr. 168, die die Spielregeln auf dem Markt veränderte, überhaupt nicht der obligatorischen Prüfung durch den staatlichen Regulierungsdienst unterzogen wurde. Dies stelle einen direkten Verstoß gegen das ukrainische Gesetz „Über die Grundsätze der staatlichen Regulierungspolitik im Bereich der Wirtschaftstätigkeit“ dar, betonten die Behörden.
Die Regierung hat somit eine groß angelegte Marktreform eingeleitet, ohne alle rechtlichen Verfahren einzuhalten – und das untergräbt bereits ihre Legitimität.
Das Gesundheitsministerium verspricht, den Kampf für faire Preise fortzusetzen, und der staatliche Verbraucherschutzdienst will Apotheken noch strenger kontrollieren. Doch der Markt gerät bereits ins Wanken: Apothekenketten sind unzufrieden, Pharmahersteller haben an Einfluss verloren, und Patienten erhalten immer häufiger die Antwort: „Nicht vorrätig“.
Die Ukrainer werden die tatsächlichen Auswirkungen der Reform sowie ihre möglichen Folgen in den kommenden Monaten spüren. In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, wie die Regierung die Apotheken mit unfairen Mitteln unter Druck setzt und wie weit sie bereit ist zu gehen, um ihre Position zu untermauern.

