NABU und SAPO haben ein Strafverfahren gegen eine organisierte Gruppe eingeleitet, deren Mitglieder den Ermittlungen zufolge im April 2022 Strom vom Vereinigten Energiesystem der Ukraine beschlagnahmt und PJSC NPC Ukrenergo einen Schaden von 58,44 Millionen UAH zugefügt haben.
Die Untersuchung ergab, dass der Organisator der Gruppe ein Abgeordneter des Regionalrats von Charkiw war, der zuvor das Amt des Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden des Regionalrats (2015–2020) innehatte. Er soll zwei Komplizen in das System verwickelt haben – den Leiter und den Gründer eines privaten Unternehmens. Den Ermittlern zufolge kauften die Teilnehmer drei Unternehmen im Voraus mit Lizenzen zur Stromversorgung, woraufhin diese Unternehmen Strom aus dem kombinierten System erhielten und ihn zum Verkauf an Endverbraucher an das kontrollierte Unternehmen weiterleiteten, wobei die finanzielle Verantwortung bei den „Verlegern“ lag.
Die Gelder aus dem Stromverkauf erreichten PJSC NPC Ukrenergo nie: Strafverfolgungsbeamte stellten fest, dass das Geld unter dem Deckmantel der Kreditrückzahlung auf die Konten von Finanzunternehmen, dann auf andere kontrollierte Unternehmen und schließlich auf das Konto eines in Bulgarien registrierten, nichtansässigen Unternehmens überwiesen wurde. Zur Vermittlung erhielten die Finanzunternehmen laut Fallunterlagen 0,5 % des Überweisungsbetrags.
Durch das System erlitt der staatliche Energiekonzern erhebliche Verluste, und die Ermittlungen vor dem Prozess dokumentieren den Mechanismus der Konvertierung und Abhebung von Geldern ins Ausland. NABU und SAPO haben bereits Anklage gegen den Organisator und seine Komplizen erhoben.
In der Erklärung der Strafverfolgungsbehörde wird auch die Rolle von Testamentsvollstreckern und Komplizen in dem Komplott erwähnt: Einer der Angeklagten wurde als direkter Testamentsvollstrecker eingesetzt, während der andere die Aufgabe hatte, die Legalisierung der Erlöse zu erleichtern und sicherzustellen. Die Ermittlungen ergaben konkrete Finanzketten und Verbindungen zwischen ukrainischen Unternehmen und einem Nichtansässigen.
Der Fall der Geldabhebung und der illegalen Veräußerung von Strom wurde unter Kriegsrecht untersucht; die Unterlagen wurden dem Gericht zur Entscheidung vorgelegt. Weitere Ermittlungen laufen, um alle an dem Betrug beteiligten Personen zu ermitteln und die illegal erlangten Gelder zurückzuerstatten.