Die Verluste des ukrainischen Staatshaushalts durch die Schattenwirtschaft erreichten 2024 einen Rekordwert von 375–603 Milliarden Hrywnja. Dies geht aus der jährlichen Studie „Vergleichende Analyse der fiskalischen Auswirkungen der Nutzung von Instrumenten zur Steuerhinterziehung/Steuervermeidung in der Ukraine“ hervor, die von Experten des „Instituts für sozioökonomische Transformation“, „CASE Ukraine“ und der „Plattform für Wirtschaftsexperten“ durchgeführt wurde.
Im Vergleich zu 2023 stiegen die Haushaltsverluste um 21,5 bis 35 Milliarden Hrywnja. Analysten führen den Anstieg hauptsächlich auf die Verzögerung der Regierung bei der Reform des Büros für wirtschaftliche Sicherheit sowie der Zoll- und Steuerbehörden zurück.
Die gängigsten Methoden zur Steuervermeidung sind nach wie vor Gehaltszahlungen in Umschlägen (140–280 Milliarden Hrywnja) sowie Schmuggel und Schwarzmarkteinfuhren (120–185 Milliarden Hrywnja). Experten weisen darauf hin, dass diese beiden Arten von Verstößen jährlich zunehmen und die größte Bedrohung für die Haushaltsstabilität darstellen.
Laut der Studie werden Offshore-Finanzierungsmodelle aufgrund neuer internationaler Standards für Steuertransparenz immer weniger zugänglich. Ihr Volumen wird für 2024 auf 55–65 Milliarden Hrywnja geschätzt. Gleichzeitig bleiben sie ein Instrument der „Elite“, das nur großen Unternehmen und wohlhabenden Ukrainern zur Verfügung steht.
Erhebliche Staatsverluste entstehen auch durch Mehrwertsteuersysteme. Trotz der Einführung der elektronischen Verwaltung und eines Risikoüberwachungssystems beliefen sich die sogenannten „Twists“ – fiktive Mehrwertsteuerermäßigungen – im vergangenen Jahr auf 78 bis 90 Milliarden Hrywnja.
Experten weisen zudem auf Missstände in den Grundbuch- und Liegenschaftsregistern hin. Andererseits sind positive Entwicklungen im Kampf gegen Produktfälschungen und den illegalen Markt für verbrauchsteuerpflichtige Waren (Alkohol, Tabak, Kraftstoff) erkennbar. Dennoch bleiben auch diese Verluste hoch – sie belaufen sich auf 126 bis 140 Milliarden Hrywnja.
„Der effektivste Weg zur Reduzierung der Schattenwirtschaft ist eine vollständige Neuausrichtung des Steuer- und Zollsystems, die Abschaffung von Schwarzgehältern und eine transparente Steuerverwaltung“, stellen die Autoren der Studie fest.
Zum Vergleich: Im Jahr 2023 gingen dem Haushalt durch Schattenwirtschaftsprojekte zwischen 353,5 und 568 Milliarden Hrywnja verloren. Die aktuellen 603 Milliarden Hrywnja entsprechen mehr als 20 % des ukrainischen Verteidigungshaushalts für 2024.
Experten hoffen, dass nach der Reform des Büros für wirtschaftliche Sicherheit in den Jahren 2025–2026 der Kampf gegen „Umschläge“, „Schriftrollen“ und Schmuggel endlich systemisch geführt wird.

