Am 9. November feiert die Ukraine den Tag der ukrainischen Schrift und Sprache – einen der wichtigsten Kulturfeiertage, der Millionen von Menschen vereint, die ihre Muttersprache, ihre Identität und ihr historisches Gedächtnis bewahren wollen. Traditionell verfassen sie an diesem Tag eine Radio-Diktat der Nationalen Einheit, nehmen an Sprach-Flashmobs teil, zitieren Klassiker, lesen Gedichte und sprechen über die Bedeutung der Worte für die Geschichte der ukrainischen Staatlichkeit.
Der 9. November ist auch der Gedenktag von Nestor dem Chronisten, dem Verfasser der „Erzählung vergangener Jahre“, einem Mönch des Kiewer Höhlenklosters, der als Vater der ukrainischen und ostslawischen Geschichtsschreibung gilt. Dieses Datum ist symbolträchtig für alle, die die Kraft des Schreibens, die Dokumentation der Geschichte und die Kontinuität der Generationen schätzen.
Weltweit hat der 9. November verschiedene bedeutsame Gedenktage. So wird beispielsweise der Welttag der Qualität gefeiert – eine Initiative zur Verbesserung der Standards in Produktion, Management, Bildung und Gesellschaft. In Deutschland wird der Reichspogromnacht von 1938 gedacht – einer Tragödie, die zu massiven Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung führte. In den Vereinigten Staaten wird der Tag der Erfinder begangen – ein Tag, an dem Menschen geehrt werden, deren Ideen die Welt verändern.
In ukrainischen Dörfern war der 9. November mit Wintervorhersagen verbunden. Unsere Vorfahren glaubten, dass die Natur an diesem Tag offenbarte, wie die kalte Jahreszeit ausfallen würde. Zu den wichtigsten Zeichen gehörten:
Wenn morgens dichter Nebel herrscht, wird der Winter warm und feucht sein;
Wenn die Bäume mit Frost bedeckt sind, wird der Winter schneereich und frostig sein;
Bei windstillem und klarem Wetter ist im Dezember mit starker Kälte zu rechnen;
Wenn die Vögel tief fliegen, wird es bald zu starken Frösten kommen.
Zu den gängigen Verboten an diesem Tag gehörten, nicht zu streiten, nicht zu fluchen, Hilfe nicht abzulehnen und nicht zu betrügen, da man glaubte, dass Worte, die am 9. November gesprochen wurden, besonderes Gewicht hatten und das Schicksal beeinflussen konnten. Man riet auch davon ab, Geld zu leihen – „damit der Erfolg das Haus nicht verlässt“.
Es galt als gute Tradition, Briefe zu schreiben oder ein wichtiges intellektuelles Vorhaben zu beginnen: zu studieren, an einem Manuskript zu arbeiten, zu übersetzen oder zu forschen. Man sagte: „Was immer du heute schreibst, das Schicksal wird es hören.“
Am 9. November feiern folgende Namenstage: Nestor, Andriy, Ivan, Oleksandr, Stepan, Maksym.
Dieser Tag erinnert uns daran, dass Sprache nicht nur ein Kommunikationsmittel ist, sondern das Fundament von Kultur, Geschichte und Freiheit. Alte Symbole und Traditionen verleihen dem Feiertag Wärme, Tiefe und ein Gefühl der Verbundenheit zwischen den Generationen.

