Die Strafverfolgungsbehörden ermitteln in einem groß angelegten Korruptionsfall im Beschaffungswesen für medizinische Güter in der Hauptstadt. Es geht um Millionenverträge, im Rahmen derer Medikamente und Medizinprodukte zu um ein Vielfaches überhöhten Preisen an Kiewer Krankenhäuser geliefert wurden.
Wie die Zeitung KyivVlad unter Berufung auf Ermittlungsmaterialien berichtet, könnten Beamte des Gesundheitsamtes der Kiewer Stadtverwaltung, das bis vor Kurzem von Valentina Ginzburg geleitet wurde, in die Transaktionen verwickelt sein.
Laut Angaben der Strafverfolgungsbehörden betrieben Beamte Lobbyarbeit, um bestimmte Unternehmen zur Teilnahme an der Ausschreibung zu bewegen und deren „Sieg“ durch speziell festgelegte technische Anforderungen sicherzustellen. Diese Anforderungen schlossen die Teilnahme anderer Anbieter aus.
Den Ermittlungen zufolge spielte möglicherweise ein Berater des ehemaligen ersten stellvertretenden Leiters der Kiewer Stadtverwaltung, Mykola Povoroznyk, eine Schlüsselrolle in dem Komplott. Laut Polizeiangaben koordinierte er die „Kooperation“ zwischen Wirtschaft und Behörden: Er nahm technische Spezifikationen von Lieferantenvertretern entgegen und leitete sie zur Genehmigung an die Abteilungsleitung weiter.
„Den Ermittlern liegen Informationen vor, wonach dieser Berater elektronische Dateien mit technischen Spezifikationen an den stellvertretenden Abteilungsleiter weitergeleitet hat, der die Genehmigung der erforderlichen Dokumente durch die Arbeitsgruppe sicherstellte. Infolgedessen erhielten nur die im Voraus genehmigten Unternehmen den Zuschlag“, heißt es in den Ermittlungsunterlagen.
Die 2024 eingerichtete Task Force sollte Anträge von Krankenhäusern auf lebenswichtige Medikamente und Ausrüstung bearbeiten. Laut Polizei könnten ihre Aktivitäten jedoch zur Manipulation von Ausschreibungen missbraucht werden.
Jährlich werden über zwei Milliarden Hrywnja für Anschaffungen für medizinische Einrichtungen in Kiew ausgegeben. Die möglichen Haushaltsverluste konnten noch nicht berechnet werden, da die Ermittlungen erst am Anfang stehen.
Sollten sich die Informationen bestätigen, könnte dies zu einem der größten Korruptionsskandale im medizinischen Bereich der Hauptstadt in den letzten Jahren werden.

