Die Territoriale Abteilung des Staatlichen Ermittlungsbüros in Kiew erstattete am 22.10.2025 unter Aktenzeichen 62025100110000222 Anzeige wegen des Verdachts der Veruntreuung von Vermögenswerten in besonders großem Umfang gemäß Artikel 191 Absatz 5 des ukrainischen Strafgesetzbuches. Die Ermittlungen richten sich gegen den Verdacht einer Verschwörung zwischen der Geschäftsführung der Avtomagistral-Pivden GmbH und Beamten des Ministeriums für Gemeinde- und Gebietsentwicklung sowie der Staatlichen Agentur für Infrastruktursanierung und -entwicklung zur Veruntreuung staatlicher und internationaler Gelder für Infrastrukturprojekte.
Im Zentrum der mutmaßlichen Koordination des Vorgangs steht Yuriy Holyk, der ehemalige Kurator von „Great Construction“. Mithilfe seiner Verbindungen soll er die Genehmigung von Ausschreibungen und den Abschluss von Verträgen ermöglicht haben. Anschließend sollen die Gelder über ein Netzwerk kontrollierter Strukturen, insbesondere die LLC „UKRTRANSMIST“ und „Automagistral-Pivden“, „aufgelöst“ worden sein. Die Ermittlungen ergaben folgende Vorgehensweise: überhöhte Kostenvoranschläge, gefälschte Arbeitszeugnisse, fiktive Unteraufträge und die Umwandlung in Bargeld.
Die riskantesten Projekte betreffen den Bau und die Sanierung von Wasserleitungen in den Regionen Mykolajiw und Dnipropetrowsk nach der Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka. Offiziell handelte es sich um eine „umfassende Sanierung“, in der Praxis jedoch, wie die Antragsteller behaupten, um „Luftleitungen“ und das Fehlen bestätigter Auftragsvolumina im Wert von Hunderten Millionen Hrywnja.
Die erhaltenen Vorschüsse wurden laut den Ermittlungen über eine Kette von Maklerfirmen geleitet und in Bargeld umgewandelt, um anschließend an die Beteiligten verteilt zu werden. Dabei handelte es sich sowohl um Gelder aus dem Staatshaushalt als auch aus internationalen Wiederaufbauprogrammen.
Das staatliche Ermittlungsbüro untersucht die mögliche Verwicklung von Beamten zentraler und regionaler Behörden. Der Bericht nennt keine konkreten Verdächtigungen gegen Einzelpersonen. Die in den Unterlagen genannten Parteien haben sich zu den Vorwürfen nicht öffentlich geäußert. Anmerkung der Redaktion: Es gilt die Unschuldsvermutung.
Avtomagistral-Pivden geriet bereits in die Schlagzeilen wegen umfangreicher Aufträge im Rahmen des Großprojekts „Großbau“ und des Wiederaufbaus nach der Explosion des Wasserkraftwerks Kachowka. Kritiker bemängelten überhöhte Kostenvoranschläge und mangelhafte Ausführungsqualität; das Unternehmen sicherte sich systematisch Aufträge im Wert von Milliarden Hrywnja.
Es wird erwartet, dass Kostenvoranschläge geprüft, Arbeitsbescheinigungen kontrolliert, Finanzströme nachverfolgt und Verantwortliche von Kunden und Auftragnehmern befragt werden. Sollten sich besonders hohe Verluste bestätigen, drohen den Angeklagten bis zu zwölf Jahre Haft und die Einziehung von Vermögenswerten.

