Der Wiederaufbau der medizinischen Infrastruktur in den befreiten Gebieten der Region Charkiw ist nicht nur eine humanitäre, sondern auch eine strategische Frage. Isjum, das weiterhin unter ständiger Bedrohung durch Beschuss steht, benötigt dringend ein Krankenhaus, das Leben retten kann. Ein weiterer Großauftrag des Bauamts der Regionalverwaltung Charkiw offenbart jedoch erneut ein altes Problem: Statt eines transparenten Wiederaufbaus gibt es überhöhte Kostenvoranschläge, „eigene“ Auftragnehmer und Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Ausgaben.
Das Ministerium unterzeichnete einen Vertrag über 110,06 Millionen UAH mit der GmbH „SK Pantheon“ zur Sanierung des medizinischen und diagnostischen Gebäudes des Zentralen Stadtkrankenhauses „Unsere Liebe Frau“ in Pischtschansk. Die medizinische Einrichtung wurde 2022 von russischen Besatzern schwer beschädigt und geplündert. Die vorläufigen Kosten für das Krankenhaus selbst belaufen sich bereits auf über 148 Millionen UAH, und die regionale Staatsverwaltung schrieb im vergangenen Jahr eine groß angelegte Ausschreibung über 1,05 Milliarden UAH aus, die jedoch letztendlich keine staatliche Förderung erhielt. Nun werden neue Mittel für die Reparatur bereitgestellt, und der Fertigstellungstermin wurde auf Ende 2026 verschoben.
Der Inhalt des Kostenvoranschlags wirft jedoch die meisten Fragen auf. Bei einigen Positionen sind die Materialkosten künstlich überhöht, und zwar so stark, dass sie sich weder durch Marktlogik noch durch die Nähe des Objekts zur Fassade erklären lassen. So belaufen sich die Kosten für Faserzement-Fassadenplatten in den Unterlagen auf fast 3.900 Hrywnja pro Quadratmeter, obwohl ihr tatsächlicher Marktpreis mindestens anderthalbmal niedriger ist. Ähnlich verhält es sich mit Aluminium-Innentüren, deren angegebener Preis den durchschnittlichen Marktpreis um etwa ein Drittel übersteigt.
Und es kommt noch schlimmer. Der Kostenvoranschlag enthält erhebliche Überzahlungen für Spachtelmasse, Gipskartonplatten und Grundierung. Die Preise für einige dieser Materialien liegen 20–40 % über den Marktpreisen, was nicht auf Inflation oder logistische Schwierigkeiten zurückzuführen sein kann. Allein für fünf verifizierte Positionen beläuft sich die potenzielle Überzahlung auf über 5,2 Millionen UAH. Dieses Geld hätte für die Verstärkung von Schutzräumen, die Anschaffung von Ausrüstung oder die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Gebäude gegen Beschuss verwendet werden sollen, und nicht für die Preisdifferenz, die letztendlich in den Taschen von Zwischenhändlern landet.
Der Auftragnehmer selbst verdient besondere Aufmerksamkeit. Die GmbH „SK Pantheon“ ist Beschaffungsexperten seit Langem für ihre regelmäßig überhöhten Kostenvoranschläge bekannt. Das von Oleksiy Buryak gegründete und geleitete Unternehmen hat seit 2020 Aufträge im Wert von über 918 Millionen UAH abgeschlossen – der Großteil davon geht auf Entscheidungen des Bauamts der Regionalverwaltung Charkiw zurück. Unter der Führung von Igor Lyaluk erfuhr das Unternehmen praktisch keine Ablehnungen und errang einen Auftrag nach dem anderen in Ausschreibungen, die laut Experten oft auf die tatsächlichen Fähigkeiten des jeweiligen Auftragnehmers zugeschnitten waren.
Diese Episode setzt das systemische Szenario fort: Kritische Infrastruktur wird formal wiederaufgebaut, Einrichtungen benötigen ständige Reparaturen, und Gelder versickern in überhöhten Preisen. Und das in einer Region, in der Krankenhäuser unter ständigem Beschuss arbeiten und jede Hrywnja einen realen Wert für Menschenleben hat. Das Krankenhaus in Isjum, das eigentlich ein Symbol für Wiederaufbau und Unterstützung sein sollte, wandelt sich zu einer weiteren Gewinnquelle für Unternehmen, die seit Jahren die Gunst der regionalen Behörde genießen.
Bislang gab es weder von der regionalen Staatsverwaltung noch vom Auftragnehmer selbst stichhaltige Erklärungen. Es bleibt zu hoffen, dass die Situation nicht wie so viele frühere Ausschreibungen endet, bei denen überhöhte Preise und formale Prüfungen zu keinem wirklichen Ergebnis führten. Und dass der Wiederaufbau dieser medizinischen Einrichtung, die an vorderster Front der humanitären Hilfe steht, diesmal nicht nur ein weiteres statistisches Geschäft wird, sondern endlich den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird, für die dieses Krankenhaus die letzte Hoffnung auf Rettung sein könnte.

