Deutschland und Österreich demonstrierten bei gemeinsamen Übungen einen innovativen Ansatz für den Bau von Feldgräben – das ROM-Grabensystem der deutschen Firma Romold. Das System ist für den schnellen und mobilen Einsatz konzipiert und kombiniert Kunststoffpaneele mit einem Metallrahmen zu einer vorgefertigten Struktur, die einem großen LEGO-Set ähnelt.
Funktionsprinzip und Konstruktion
Das ROM-Grabensystem besteht aus einheitlichen Modulen: vertikalen Wandpaneelen, Deckenpaneelen, Rahmenelementen und Innenstreben. Die Module verfügen über Befestigungselemente, die eine schnelle Verbindung der Abschnitte zu einer linearen oder verzweigten Struktur ermöglichen – ganz ohne Kräne, Schweißen oder komplexe Werkzeuge. Nach der Installation wird die Struktur teilweise oder vollständig mit Erde bedeckt. Dies erhöht die Tarnung, die Hitzebeständigkeit und den ballistischen Schutz.
Demonstration der Ausbildungs- und Einsatzfähigkeiten
Bei einer Übung errichteten vier österreichische Pioniere innerhalb von drei Stunden einen 18 Meter langen, geschlossenen Schützengraben mit Gefechtsstellung. Die Anlage war von oben vollständig gedeckt, was das Entdeckungsrisiko aus der Luft verringert und Schutz vor Aufklärungsdrohnen bietet. Ähnlich positive Ergebnisse erzielte die Bundeswehr: schnelle Verlegung, strukturelle Stabilität und die Fähigkeit, auch mit minimaler Anzahl an Pioniereinheiten langfristige Schutzbauten zu errichten.
Taktische und logistische Vorteile
Die Hauptvorteile des ROM-Grabensystems liegen in seiner Mobilität, Wiederverwendbarkeit und den reduzierten Logistikkosten. Die Kunststoffmodule sind leichter als ihre Pendants aus Holz oder Beton und lassen sich daher in ressourcenarmen Umgebungen einfacher transportieren und einsetzen. Da kein Holz geschlagen oder schweres Gerät benötigt wird, arbeitet das System leise und ist beim Einsatz weniger auffällig. Dank des modularen Aufbaus können Elemente demontiert und an neue Positionen transportiert werden, was in der Manöverkriegsführung von großer Bedeutung ist.
Trends im modernen Festungsbau und Entwicklungsperspektiven
Moderne Konflikte haben gezeigt, dass Feldbefestigungen nach wie vor von entscheidender Bedeutung sind, doch traditionelle Bauweisen sind langsam und ressourcenintensiv. Die Entwicklung industrieller Modullösungen ist eine logische Antwort auf diese Herausforderungen. Das ROM-Grabensystem trägt den aktuellen Trends Rechnung: Modularität, Mobilität, Tarnung und Integration mit elektronischen Systemen.
Mögliche Weiterentwicklungen des Systems umfassen die Installation einer Innenisolierung, die Integration von Kommunikations- und Stromkabeln, Entwässerungslösungen, Tarnnetze und die Erweiterung des Modulangebots für Gefechtsstände, Sanitätsstationen oder Munitionsdepots. Solche Ergänzungen machen das System vielseitiger und effektiver für unterschiedliche klimatische und taktische Bedingungen.
Einschränkungen und Risiken
Trotz der offensichtlichen Vorteile weisen modulare Systeme auch Einschränkungen auf: Kunststoff und Rahmenkonstruktionen sind Beton in Bezug auf die Langzeitfestigkeit gegenüber starken Einschlägen unterlegen und erfordern für optimalen ballistischen Schutz eine zuverlässige Tarnung sowie eine sachgemäße Hinterfüllung. Sorgfältige Logistik ist ebenfalls entscheidend – die Vorteile der Mobilität müssen durch zuverlässige Versorgung und die Ausbildung der Pioniereinheiten ausgeglichen werden.
Das ROM-Grabensystem demonstriert, wie industrielle Modullösungen den ingenieurtechnischen Ansatz für Feldbefestigungen grundlegend verändern können: schneller, mobiler und mit geringerem Personal- und Materialaufwand. In Kombination mit zusätzlichen technischen Optionen und der richtigen taktischen Integration kann ein solches System zu einem wichtigen Werkzeug in der modernen Befestigungspraxis werden.
