Die Ukraine wird dem Druck der Russen an der Front möglicherweise nicht standhalten können, ganz gleich aus welchem Grund. Der Munitionsmangel dürfte in diesem Jahr wohl nicht behoben werden.
Darüber schreibt das Magazin „Der Spiegel“ in einem Artikel mit dem Titel „Der müde Präsident“.
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz versuchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „vor allen anwesenden Entscheidungsträgern in Europa und den USA Zweifel daran auszuräumen, ob sein Land einen Krieg gegen Russland überleben könnte.“ Und doch ist seine Verzweiflung nicht zu überhören“, schreibt Der Spiegel.
In München war das Hauptthema der Leiter der Sonderdienste verschiedener Länder die schwierige Lage der ukrainischen Truppen. Doch „zu Beginn des Jahres 2023 hatten der Westen und Kiew noch große Hoffnungen in die vorbereitete ukrainische Gegenoffensive gesetzt.“ Es gab Gespräche über die Rückgabe der von Russland besetzten Gebiete, vielleicht sogar über die Krim. Ein Jahr später wird es für die Ukrainer immer schwieriger, die Front zu halten“, heißt es in der Publikation.
Selenskyj und seine Delegation kamen mit einer einzigen Mission nach München: Sie wollten die Amerikaner und Europäer davon überzeugen, die Ukraine mit mehr Waffen und Munition zu beliefern, bemerkt Der Spiegel. Der Präsident kündigte einen „künstlichen Waffenmangel“ an, aufgrund dessen die Truppen bereits von einigen Orten der Frontlinie, insbesondere von Avdiivka, .
„Wenn unsere Kommandeure nur auf die Leichen ihrer Soldaten treten können, macht das keinen Sinn“, sagte er.
Er sagte auch, dass „der Fall der Ukraine ganz Europa gefährden wird“. Das nächste Mal wird die Russische Föderation die baltischen Staaten oder sogar Polen angreifen.
Selenskyj sagte, Russland habe einen „militärischen Vorteil, nämlich die völlige Entwertung des menschlichen Lebens“. Er wies auch darauf hin, dass die Russische Föderation über Langstreckenwaffen verfüge, während die Ukraine „sehr wenige“ davon habe.
„Wenn diese Waffen endlich geliefert würden, wäre die Ukraine
Selenskyj würdigt auch die Sicherheitsverpflichtungen, die er mit den Regierungen in Berlin und Paris unterzeichnet hat. Er erinnert jedoch daran, dass die Ukraine weitere militärische Unterstützung vom Westen benötigt, heißt es in der Veröffentlichung.
Gleichzeitig appellierte der Chef des Außenministeriums, Kuleba, auf der Münchner Konferenz an Blinken mit der Bitte, die Streitkräfte mit ATACMS-Langstreckenraketen auszustatten, die zur Blockierung der Nachschubwege der russischen Armee notwendig sind.
Auf Fragen zum Taurus mit mehr als 500 km Reichweite gab Bundeskanzler Scholz in München eine ausweichende Antwort. Für Kuleba reiche dies aus, um die Hoffnung nicht zu verlieren, heißt es in der Publikation.
Der Chef des Außenministeriums rechnet damit, dass die Europäer eingreifen, wenn die Amerikaner ihre Unterstützung für Waffen dauerhaft reduzieren. Doch er mahnt zur Eile: „Solange die europäische Rüstungsindustrie nicht wieder in Schwung kommt, werden wir mit unserem Leben bezahlen.“
Der Veröffentlichung zufolge diskutieren Vertreter der Sonderdienste darüber, ob Kiew seine Militärstrategie komplett ändern sollte. Dem Lagebericht zufolge wird der Munitionsmangel in diesem Jahr voraussichtlich nicht behoben. Daher muss die ukrainische Armee in die Defensive gehen und versuchen, die Front zu halten, ohne zu viele Soldaten zu verlieren.