Die Umwandlung des amerikanischen „Friedensplans“ in eine für die Ukraine und ihre europäischen Partner akzeptable Option wird eine schwierige diplomatische Aufgabe sein, schreibt die Financial Times. Die Zeitung hob mehrere Punkte hervor, die besonders umstritten sind – von der Gebietsfrage über Sicherheitsgarantien bis hin zur Amnestie.
Sollte die Ukraine Donezk aufgeben?
Eines der dringlichsten Probleme, so die Financial Times, sei der mögliche Verzicht der Ukraine auf einige der besetzten Gebiete. Obwohl dieser Punkt im Dokument unter Nummer 22 geführt wird, könnte er durchaus an erster Stelle der Problemliste stehen.
Die Übergabe des derzeit besetzten Donezk würde Russland das ermöglichen, was ihm militärisch seit 2014 verwehrt blieb. Die Ukraine riskierte den Verlust ihrer Hochburgen Slowjansk, Kramatorsk, Druschkiwka und Kostjantyniwka. Für Zehntausende Menschen bedeutete dies die Zwangsumsiedlung.
Der US-Plan sieht die Anerkennung dieser Gebiete als „de facto russisch“ vor. Auf den ersten Blick erscheint dies weniger streng als eine rechtliche Anerkennung, doch der Internationalist Mark Weller von Chatham House merkt an, dass die Formulierung „de facto Russland“ für den Kreml vorteilhafter sei als schlicht „unter de facto russischer Kontrolle“.
Welche Sicherheitsgarantien wird es für Kiew geben?
Das Dokument erwähnt zwar „zuverlässige Sicherheitsgarantien“, jedoch ohne konkrete Angaben. Gleichzeitig sind es gerade diese vagen Versprechen, die sich bereits als fatal erwiesen haben: Das Budapester Memorandum konnte weder die Annexion der Krim im Jahr 2014 noch die großangelegte Invasion im Jahr 2022 verhindern.
Jegliche Garantien, die keine klaren Mechanismen für die Reaktion des Westens enthalten, werden von Kiew als inakzeptabel und wirkungslos betrachtet.
Wer erhält die eingefrorenen russischen Vermögenswerte?
Der amerikanische Plan blockiert faktisch die europäische Initiative zur Schaffung eines 140 Milliarden Euro schweren „Reparationskredits“ aus den Erlösen eingefrorener russischer Vermögenswerte.
Für die Ukraine bleiben Budgethilfe und die Modernisierung der Armee selbst im Falle einer Einigung von entscheidender Bedeutung. Die meisten EU-Hauptstädte sind sich einig, dass der Reparationsmechanismus der effektivste und finanziell tragfähigste ist.
Ist eine Generalamnestie erforderlich?
Der US-Plan sieht eine Generalamnestie für alle Konfliktbeteiligten sowie den Verzicht auf Rechtsansprüche vor. Für die ukrainische Gesellschaft, die Massenmorde, Zerstörung, die Deportation von Kindern und Kriegsverbrechen erlebt hat, erscheint eine solche „Amnestie“ moralisch inakzeptabel.
Nobelpreisträgerin Oleksandra Matviychuk bezeichnete dies als die „größte Enttäuschung“ des vorgeschlagenen Dokuments. Darüber hinaus würde ein vollständiger Verzicht auf Rechtsansprüche ein EU-Reparationsdarlehen faktisch unmöglich machen, merkt die Juristin Yulia Ziskina an.
Sollte die Größe der ukrainischen Armee begrenzt werden?
Viele in Europa betrachten die Begrenzung der ukrainischen Streitkräfte auf 600.000 Mann als direkten Eingriff in die Souveränität der Ukraine. EU-Spitzenpolitiker sind überzeugt, dass eine starke Armee der beste Schutz des Kontinents gegen neue russische Aggressionen ist.
Selbst eine Reduzierung um ein Drittel der aktuellen Truppenstärke würde die Ukraine weiterhin über eine der schlagkräftigsten Armeen Europas verfügen lassen. Das Militär warnt jedoch, dass jede künstliche Schwächung des Verteidigungspotenzials die Voraussetzungen für eine neue russische Offensive schaffen würde.
Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Solonko, erklärte: „Dies ist eine direkte Vorbereitung auf eine neue Invasion und die Schwächung der Ukraine.“

