Von Amtsenthebung bis Investoren: Was steckt hinter der Absage der Sitzung des Kiewer Stadtrats?

Die für den 25. September geplante Plenarsitzung des Kiewer Stadtrats wurde auf Anordnung des Bürgermeisters Witali Klitschko abgesagt. Diese Entscheidung erschien am späten Abend des 24. September, weniger als einen halben Tag vor Beginn der Sitzung, auf der Website der Kiewer Stadtverwaltung. Die Gründe für die Absage wurden nicht offiziell erläutert.

Allerdings hat sich die politische Lage im Kiewer Stadtrat in den letzten Wochen extrem verschärft. Erst kürzlich hat der Abgeordnete Andrij Witrenko, Vorsitzender der Fraktion „Diener des Volkes“ im Stadtrat, einen Resolutionsentwurf eingebracht, der Vitali Klitschko das Misstrauen ausspricht und ihm die vorzeitige Entlassung aus der Macht ermöglicht. Witrenko zufolge ist dies eine Reaktion auf die systematische Untätigkeit und die ineffiziente Führung des Bürgermeisters.

Vitali Klitschko äußerte sich nicht öffentlich zur drohenden Amtsenthebung. Stattdessen gab sein Stellvertreter, Walentyn Mondryivskyi, eine Erklärung ab, in der er daran erinnerte, dass die Wahl des Bürgermeisters ausschließlich den Kiewer Bürgern zustehe und die Leistung des Bürgermeisters erst bei den Wahlen beurteilt werden könne.

Quellen im Kiewer Stadtrat deuten jedoch darauf hin, dass der wahre Grund für die Absage der Sitzung Klitschkos mangelnde Bereitschaft sei, politisch sensible Themen zu behandeln, insbesondere die Situation um seinen Stellvertreter Mykola Poworoznyk. Die Nichtumsetzung des Entlassungsbeschlusses des Kiewer Stadtrats führte zum Konflikt zwischen den Abgeordneten und der Kiewer Stadtverwaltung. Während einer Sitzung des Schlichtungsrates am 23. September erklärte Klitschko, Poworoznyk werde nicht entlassen. Daraufhin weigerten sich die Abgeordneten, andere Themen als die für das Leben der Stadt lebenswichtigen zu behandeln.

Vor diesem Hintergrund reichte Andrij Witrenko einen Misstrauensantrag gegen Klitschko ein und innerhalb weniger Stunden wurde bekannt, dass die Plenarsitzung abgesagt worden war.

Ein weiteres heikles Thema der Sitzung war die Situation mit den betrogenen Investoren von Kyivmiskbud. Die Stadtverwaltung hatte öffentlich versprochen, die Frage der zusätzlichen Kapitalausstattung des Bauträgers bis Ende September zu klären. Das versprochene Treffen fand jedoch nicht statt, und die Investoren sahen keinerlei Fortschritte.

Obwohl die Entscheidung über die zusätzliche Kapitalisierung bereits im vergangenen Jahr getroffen wurde, wurden die dafür vorgesehenen 2,56 Milliarden Griwna nicht bereitgestellt. Laut Wolodymyr Lewin, Abgeordneter des Kiewer Stadtrats, reicht der Kiewer Haushalt nicht aus, um diesen Beschluss umzusetzen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Sitzung der Haushaltskommission am 23. September nicht beschlussfähig war. Witrenko nannte die UDAR-Fraktion, die in der Kommission die Mehrheit stellt, die Schuldige.

Es gibt auch eine Version, wonach der Haushalt der Hauptstadt aufgrund von Gesetzesänderungen zur Umverteilung von Bankgewinnen angeblich 8 Milliarden Griwna verloren habe. Vitrenko bezeichnet diese Aussagen jedoch als Manipulation und betont, dass es keine offiziellen Berechnungen gebe, die einen solchen Verlust für Kiew bestätigen würden.

Was Kyivmiskbud betrifft, gibt Vitrenko Klitschko und seinem Umfeld die volle Verantwortung. Diese hätten seiner Meinung nach jahrelang das Vertrauen der Investoren missbraucht und sich jeder Verantwortung entzogen.

Derzeit ist nicht bekannt, wann genau die nächste Plenarsitzung stattfinden wird. Vitrenko zufolge gibt es am Rande Diskussionen über die Abhaltung am 2. Oktober, aber derzeit gibt es keine notwendigen Verfahrensschritte: Das Präsidium ist noch nicht einberufen, die Tagesordnung wurde noch nicht genehmigt, sodass eine rechtsgültige Organisation der Sitzung noch nicht möglich ist.

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