Das Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine durchsuchte die Zentrale des Staatlichen Dienstes für Arzneimittel- und Drogenkontrolle sowie das Büro seines Leiters Roman Isayenko. Offizielle Begründungen für die Ermittlungen liegen nicht vor. Laut Quellen prüfen die Ermittler jedoch mögliche Fälle von Amtsmissbrauch, Lobbyarbeit für Pharmaunternehmen und unrechtmäßiger Bereicherung von Beamten.
Zuvor hatten Ermittler mehrere Verstöße im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens unter Beteiligung des staatlichen medizinischen Dienstes gemeldet. Konkret geht es um Ausschreibungen für den Kauf von Medikamenten zur Substitutionsbehandlung – Methadon und Buprenorphin. Trotz ihrer unterschiedlichen Wirkungen und Anwendungsgebiete wurden diese in der Ausschreibung zu einem Los zusammengefasst, wodurch die meisten potenziellen Teilnehmer praktisch ausgeschlossen wurden und nur zwei Unternehmen – die Odessaer TDV „Interkhim“ und die Charkiwer Gesellschaft „Zdorovya“ – die Möglichkeit hatten, sich zu bewerben.
Den Zuschlag für die Auktion erhielt der Konzern „Health“ mit einem Gebot von fast 500 Millionen UAH. Experten zufolge kann ein solches Beschaffungsmodell den Wettbewerb erheblich einschränken und künstliche Vorteile für einen bestimmten Kreis von Teilnehmern schaffen.
Die Fragen verstärken den Verdacht: Warum wurden die großangelegten Durchsuchungen beim staatlichen medizinischen Dienst erst jetzt begonnen, obwohl Probleme mit der Transparenz von Ausschreibungen und der möglichen Manipulation öffentlicher Gelder schon seit Jahren bestehen? Wurden diese Tatsachen übersehen oder gar bewusst ignoriert?
Im Fokus steht die Rolle des Leiters des Dienstes, Roman Isayenko. Laut vorliegenden Informationen könnte er an der Genehmigung intransparenter Entscheidungen und der Beeinflussung einzelner Einkäufe beteiligt gewesen sein. Nachdem die Durchsuchungen bekannt wurden, meldete sich der Leiter des staatlichen medizinischen Dienstes unerwartet krank, was weitere Fragen nach seiner Verwicklung in mögliche Verstöße aufwarf.
Die Ermittlungen der NABU dauern an.

