In Charkiw hat der Bau eines neuen regionalen Krebszentrums im Wert von über 3 Milliarden Hrywnja begonnen, das im Rahmen des Programms „Ukraine Facility“ finanziert wird. Die Bauabteilung der regionalen Staatsverwaltung Charkiw hat einen Vertrag mit dem Konsortium „Building Group“ unterzeichnet, das die erste Bauphase bis Ende 2028 abschließen soll. Geplant sind ein Ärztehaus, ein Kraftwerk, eine medizinische Gasstation sowie Unterkünfte für über tausend Menschen.
Trotz der Bedeutung des Projekts entdeckten Journalisten von Nashi Groze Anzeichen für eine mögliche Überteuerung des Kostenvoranschlags. Einige Baumaterialien sind zu Preisen aufgeführt, die über den Marktpreisen liegen. So kosten beispielsweise Keramikziegel in den Unterlagen fast doppelt so viel wie bei lokalen Anbietern, und die Kosten für Gipsmischungen sind um ein Vielfaches höher als die Angebote großer Einzelhändler. Auch die Spalte für den Materialtransport enthält häufig Nullen, was auf nicht ausgewiesene, im Preis enthaltene Lieferkosten hindeuten könnte. Nach ersten Schätzungen könnte die potenzielle Überzahlung allein für drei Positionen rund 30 Millionen Hrywnja betragen.
Das Konsortium ging als einziger Bieter hervor. Der Auftraggeber verlangte den Nachweis umfangreicher Erfahrung in der Ausführung komplexer Bauprojekte, und der Auftragnehmer verwies auf mehrere frühere Projekte in der Region Charkiw, darunter den Wiederaufbau eines Krankenhauses und von Verwaltungsgebäuden. Es ist geplant, mehrere Subunternehmer in die Arbeiten einzubinden.
Journalisten weisen zudem auf die Verbindungen einiger Konsortiumsmitglieder zu Unternehmen hin, die mit dem ehemaligen Abgeordneten der Partei der Regionen, Anatoli Denisenko, in Verbindung stehen. Diese Unternehmen hatten zuvor bereits bedeutende Regierungsaufträge erhalten, und Analysten haben wiederholt auf verdächtig hohe Kostenschätzungen hingewiesen.
Der Bau des Krebszentrums ist eines der größten medizinischen Infrastrukturprojekte im Frontgebiet Charkiw. Nicht nur die Einhaltung der Zeitpläne, sondern auch das Vertrauen in die Wiederaufbauprogramme in der Region, die täglich von Beschuss bedroht ist, hängen von der Transparenz und Effizienz der Mittelverwendung ab.

