Die staatliche Institution „Generaldirektion des Staatlichen Strafvollzugsdienstes der Ukraine“ hat einen Vertrag über den Bau einer neuen Haftanstalt in der Nähe von Kiew im Wert von 1,09 Milliarden UAH unterzeichnet. Den Zuschlag für die Ausschreibung erhielt die LLC „Antaris PVR-Bud“. Die Information wurde auf dem Portal Prozorro veröffentlicht.
Das Projekt umfasst den Bau einer großen, modernen Untersuchungshaftanstalt auf dem Gelände der Strafkolonie Nr. 119 Boryspil, genannt „Martusivka“. Sie soll einen Teil der Kapazität der veralteten Untersuchungshaftanstalt Lukyanivka ersetzen. Der Umbau wurde erstmals 2022 geplant, als das Justizministerium die Finanzierung aus den Erlösen des Verkaufs alter Gefängniseinrichtungen zusagte. Die Ausschreibung wurde jedoch damals aus Kostengründen abgesagt.
Dem neuen Vertrag zufolge dauern die Bauarbeiten bis Ende 2028. Im Jahr 2025 soll der Auftragnehmer zwei Kontrollpunkte, eine Dienststelle, Besprechungsräume, eine Klinik, Fußgängerhöfe und Sicherheitsgebäude errichten. Laut Justizministerium wird die neue Untersuchungshaftanstalt 1.072 Plätze bieten und die Haftanstalt Lukjanivka entlasten sowie die Haftbedingungen an europäische Standards angleichen.
Die Finanzierung ist auf vier Jahre verteilt. Im Jahr 2025 werden 3,57 Millionen UAH für die Arbeiten bereitgestellt, im Jahr 2026 über 416 Millionen UAH, im Jahr 2027 fast 470 Millionen UAH und im Jahr 2028 weitere 200 Millionen UAH. Der Vertragspreis ist fest und beinhaltet zusätzliche Kosten für Risiken und Inflation. Die Planungsunterlagen wurden von Architectural League LLC erstellt und deren Expertise von der Ukrderzhbudekspertyza (Ukrainische Baukammer) anerkannt.
Die Analyse des Kostenvoranschlags zeigt, dass einige Materialien zu Marktpreisen oder nahezu Marktpreisen beschafft wurden. So entsprechen beispielsweise Ziegel und Beton dem Durchschnittspreis, und Asphaltbeton ist sogar etwas günstiger als der maximale Richtwert. Gleichzeitig erwiesen sich andere Posten als deutlich teurer: Selbstnivellierende Mischungen, Farben, Grundierungen und Dachpappe kosteten im Kostenvoranschlag 19 % bis über 100 % mehr als die Angebote großer ukrainischer Baumarktketten. Laut Analysten entspricht allein dies einer Überzahlung von mehr als 9 Millionen UAH.
Auch die Löhne der Bauarbeiter gaben Anlass zu Diskussionen. Die Schätzung geht von einem Durchschnittslohn von 18.570 UAH pro Monat aus, während das tatsächliche Durchschnittsgehalt in der Branche bei etwa 40.000 UAH liegt. Zahlt der Bauunternehmer den Arbeitern den marktüblichen Lohn, dürfte sich die Lohnsumme mehr als verdoppeln. Dies deutet möglicherweise auf das Risiko von Schwarzgeldzahlungen hin, die teilweise durch überhöhte Materialpreise kompensiert werden.
Das Energetik-Konsortium beteiligte sich ebenfalls an der Ausschreibung und reichte ein um 6,33 Millionen UAH günstigeres Angebot ein. Dieses wurde nach 24 Stunden aufgrund von Fehlern disqualifiziert: Die Dokumentation enthielt Ungenauigkeiten hinsichtlich des Standorts der Ausrüstung, eine fehlende Bestätigung der Nutzungsrechte für die Büroräume sowie unvollständige Angaben zum Personal und dessen Erfahrung mit vergleichbaren Projekten. Daher wurde das Angebot als nicht den Anforderungen des Auftraggebers entsprechend eingestuft.
Das Gewinnerunternehmen, Antaris PVR-Bud, gehört Marina Bataeva. Seit 2016 hat die Firma staatliche Aufträge im Wert von über 1,5 Milliarden UAH erhalten, die größtenteils von Bildungseinrichtungen im Kiewer Stadtbezirk Swjatoschynsk stammen.
Der Bau einer neuen Untersuchungshaftanstalt zählt weiterhin zu den größten Infrastrukturprojekten des Justizministeriums der letzten Jahre. Gleichzeitig wirft der Kostenplan bereits Fragen nach der Wirtschaftlichkeit und dem Risiko des Missbrauchs öffentlicher Gelder auf.

