Milliardenausgaben: Wie Russland sich auf neue massive Angriffe auf die Ukraine vorbereitet

Das russische Verteidigungsministerium hat Verträge über die Lieferung von Hunderten Marschflugkörpern und ballistischen Raketen zwischen 2024 und 2027 unterzeichnet. Dazu gehören Iskander, Caliber, Kh-101, Dagger, Zircon und sogar Modifikationen mit Atomsprengköpfen. Beschaffungsunterlagen, die der Militärausgabe vorliegen, zeigen erstmals die tatsächlichen Mengen und Kosten dieser Raketen.

Russland bereitet sich weiterhin auf einen langen Raketenkrieg gegen die Ukraine vor und stockt gleichzeitig seine Bestände an Präzisionswaffen auf. Beschaffungsunterlagen des russischen Verteidigungsministeriums belegen Bestellungen für Hunderte verschiedener Raketentypen, deren Auslieferung für 2024 bis 2027 geplant ist. Demnach wird das russische Verteidigungsministerium dafür Milliarden von Dollar ausgeben.

Dabei geht es nicht nur um die Weiterführung der Produktion bekannter Raketen, die regelmäßig ukrainische Städte treffen, sondern auch um Verträge für neue Langstreckenmodifikationen, darunter auch Varianten, die einen Atomsprengkopf tragen können.

Marschflugkörper des Iskander-K-Komplexes:
OKB Novator hat für die Jahre 2024 und 2025 mindestens zwei Aufträge zur Produktion von 303 Marschflugkörpern des Typs 9M728 Iskander-K erhalten. Es handelt sich um einen der massereichsten Raketen des Iskander-Komplexes; die Flugreichweite beträgt etwa 500 km, die Masse des Sprengkopfes liegt bei etwa 480 kg. Die geschätzten Kosten pro Rakete belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen US-Dollar.

Unabhängig davon wurde erstmals eine Bestellung für die modernisierte Rakete 9M729 verzeichnet. Im Gegensatz zur Basisversion 9M728 soll ihre Reichweite über 2.000 km betragen und damit die bisherigen Beschränkungen des INF-Vertrags (Inner Range Nuclear Forces Treaty) überschreiten. Diese Rakete benötigt einen anderen Träger („Iskander-M1“), der mit dem Standardträger nicht kompatibel ist. Im Jahr 2025 bestellten die Russen 95 solcher Raketen zu einem Preis von jeweils etwa 1,4 bis 1,8 Millionen US-Dollar.

„Kaliber“, einschließlich der nuklearen Version
Die seegestützten Marschflugkörper 3M14 „Kaliber“, die Russland von Schiffen und U-Booten aus gegen ukrainische Ziele im Hinterland abfeuert, bleiben eines der wichtigsten Instrumente für massive Angriffe. Die Verträge sehen 240 Raketen für den Zeitraum 2022–2024 und weitere 450 Raketen für 2025–2026 vor. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf bis zu 2 Millionen Dollar pro Stück.

Ein weiterer Punkt ist die „Calibri“ mit einem speziellen (nuklearen) Sprengkopf. Den Dokumenten zufolge wurden 56 Raketen der Modifikation 3M-14S mit nuklearen Sprengköpfen bestellt, die zwischen 2024 und 2026 ausgeliefert werden sollen. Die Kosten liegen bei etwa 2 bis 2,3 Millionen Dollar pro Stück. Damit stockt die Russische Föderation nicht nur ihr konventionelles Raketenarsenal auf, sondern baut auch einen Bestand an seegestützten taktischen Atomwaffenträgern auf.

Kh-101: Die Hauptwaffe für Tiefschläge.
Russland steigert zudem die Produktion luftgestützter Marschflugkörper vom Typ Kh-101, die in Dokumenten als „Produkt 504AP“ aufgeführt sind. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Version, die bereits während des umfassenden Krieges weiterentwickelt wurde. Sie erhielt Hitzefallen und elektronische Kampfführung, um das Abfangen zu erschweren, Tarnkappentechnologie und ein ausgeklügeltes Navigationssystem, das Satellitensignale und Geländekorrektur kombiniert. Die Reichweite soll über 2.500 km betragen. Träger dieser Raketen bleiben die strategischen Bomber Tu-95MSM und Tu-160.

Das Konstruktionsbüro Raduga erhielt im Jahr 2024 den Auftrag zur Produktion von 525 solcher Raketen zu einem Stückpreis von etwa 2 Millionen Dollar. Für 2025 wurden bereits 700 Raketen zu einem Preis von jeweils 2 bis 2,4 Millionen Dollar bestellt, und für 2026 sind weitere 30 Raketen geplant. Dies zeigt, dass die Russische Föderation auf weitreichende Luftangriffe auf die ukrainische Infrastruktur im Hinterland setzt.

„Produkt 506“ / X-BD: eine neue Langstreckenwaffe
Die Beschaffungsunterlagen enthalten auch einen geheimen Langstrecken-Marschflugkörper „Produkt 506“, auch bekannt als X-BD. Russische Quellen beschreiben ihn als potenziellen Ersatz für den X-101 mit einer noch größeren Reichweite von bis zu 6.500 km sowie einem Doppler-Radar zur Konturverfolgung. Es gibt noch keine öffentliche technische Bestätigung dieser Eigenschaften, aber Verträge bestehen bereits: Raduga hat zwei Bestellungen über 32 solcher Raketen (konventionelle und „spezielle“, d. h. mit nuklearer Komponente) für 2024 und 2026 erhalten. Der geschätzte Preis liegt bei etwa 4,2 Millionen Dollar pro Stück.

„Iskander-M“: Wetten auf Ballistik
Ein separater Block sind die ballistischen Raketen des operativ-taktischen Komplexes „Iskander-M“ (Index 9M723). Solche Raketen haben eine Reichweite von bis zu 500 km und können sowohl einen hochexplosiven Splittersprengkopf mit einem Gewicht von etwa 480 kg als auch einen Streusprengkopf mit Dutzenden von Submunitionen tragen. Im Gegensatz zu Marschflugkörpern ist „Iskander-M“ für die meisten klassischen Luftabwehrsysteme schwieriger abzufangen.

Das Kolomenskoje „Konstruktskom Byuro Mashinostroeniya“ erhielt einen Auftrag über 1.202 ballistische Raketen verschiedener Modifikationen des Typs 9M723 für den Zeitraum 2024–2025. Darunter:
– 9M723-1K5 (185 Raketen) mit einem Streusprengkopf, ca. 3 Millionen Dollar pro Stück;
– 9M723-1F1 (59 Raketen) mit einem hochexplosiven Splittersprengkopf, ca. 3 Millionen Dollar pro Stück;
– 9M723-1F2 (771 Raketen) mit einem weiteren hochexplosiven Splittersprengkopf, ca. 2,4 Millionen Dollar pro Stück;
– 9M723-1F3 (217 Raketen) mit der dritten Modifikation des hochexplosiven Splittersprengkopfs, ca. 189–238 Millionen Rubel pro Rakete.

Insgesamt wurden nach Angaben des Militärs Verträge über die Produktion von 589 solcher Raketen allein für das Jahr 2024 unterzeichnet, weitere 643 sind für das folgende Jahr geplant. Getrennt davon wird eine kleine Charge mit dem Index 9M723-2 (18 Raketen) erwähnt, die mit dem Iskander-1000-Projekt mit erweiterter Reichweite in Verbindung steht. Der Preis beträgt etwa 2,5 Millionen Dollar pro Stück.

„Dolch“: teure Aeroballistik
Die Russische Föderation bestellt weiterhin aeroballistische Raketen des Typs 9-S-7760 „Dolch“, die der Kreml als „Hyperschallraketen“ bezeichnet. Ukrainische Quellen und westliche Luftabwehrkräfte haben wiederholt die Möglichkeit demonstriert, diese Raketen, insbesondere durch Patriot-Systeme, abzufangen, trotz der russischen Propaganda über ihre angebliche absolute Unverwundbarkeit. Die Herstellung dieser Raketen ist teuer, und sie werden von speziell modifizierten MiG-31K-Flugzeugen abgefeuert.

Beschaffungsdaten zufolge hat das Konstruktionsbüro in Kolomna einen Auftrag zur Produktion von 44 Kinschals im Jahr 2024 und weiteren 144 Raketen im darauffolgenden Jahr erhalten. Die Kosten für eine Rakete werden auf rund 4,5 Millionen Dollar geschätzt.

„Zirkon“: eine teure und wenig erforschte Waffe
. Die Anti-Schiffs-Rakete 3M22 „Zirkon“ ist ein separates Thema. Sie wird von Russland als „Hyperschall“ deklariert, kann von Kriegsschiffen und Küstenkomplexen „Bastion“ aus gestartet werden und wurde bereits gegen die Ukraine eingesetzt, unter anderem gegen Ziele in Saporischschja und Kiew. Nach Angaben der ukrainischen Seite wurden die meisten Starts entweder abgefangen oder erreichten die deklarierten Ziele nicht.

Das russische Verteidigungsministerium hat einen Vertrag über die Lieferung von jährlich 80 Zircon-Raketen zwischen 2024 und 2026 unterzeichnet. Die Kosten für jede Rakete werden auf 420 bis 450 Millionen Rubel geschätzt, also etwa 5,2 bis 5,6 Millionen Dollar pro Stück – sie ist einer der teuersten Posten auf der Liste.

Was bedeutet das für die Ukraine?

  1. Russland lässt nicht locker: Verträge für 2024-2027 bestätigen, dass Moskau plant, Raketenplattformen (Tu-95MSM/Tu-160, MiG-31K, Schwarzmeerflotte, Küstenkomplexe und bodengestützte Iskander-Trägerraketen) im Dauereinsatz zu halten. Dies deutet auf die Absicht hin, weiterhin massive Angriffe auf kritische Infrastruktur und Städte in der Ukraine tief im Territorium zu fliegen.

  2. Die Russische Föderation investiert in die nukleare Komponente: Die Bestellung von „Caliber“ mit einem Atomsprengkopf und neuen X-BDs in „konventionellen und speziellen (nuklearen) Versionen“ zeigt die Bereitschaft des Kremls, die nukleare Erpressung im offenen politischen Kreislauf zu halten.

  3. Die Ukraine braucht eine Luftverteidigung nicht nur gegen „Maheddin“: Große Mengen von Kh-101 und Iskander sind ein Signal dafür, dass Russland sowohl auf Angriffe aus der Luft als auch vom Boden aus setzt. Die Luftverteidigung sollte sowohl eine Langstrecken-Raketenabwehr gegen ballistische Raketen („Iskander-M“, „Dolch“) als auch Mittel zur Bekämpfung von Marschflugkörpern der strategischen Luftfahrt umfassen.

spot_imgspot_imgspot_imgspot_img

beliebt

Teile diesen Beitrag:

Mehr wie das
HIER

Fußballer Zinchenko und seine Frau präsentierten Rolex-Uhren im Wert von schätzungsweise 5 Millionen UAH

Oleksandr Zinchenko gratulierte seiner Frau Vlada Sedan rührend zu ...

Mit dem Partner des Bürgermeisters von Charkiw verbundene Unternehmen erhalten Aufträge und Grundstücke

In Charkiw wächst der Verdacht, dass der Bürgermeister der Stadt, Ihor Terekhov...

NABU-Fallteilnehmer Agro Gas Trading will Hafenanlage in Odessa privatisieren

Der Skandal um das Hafenwerk Odessa hat eine neue Fortsetzung erhalten. Das Unternehmen...

Nicht deklarierte Millionen des Ex-Direktors des Dnipropetrowsk-Instituts für forensische Expertise Serhiy Rozumny

Der ehemalige Direktor des Dnipropetrowsk-Forschungsinstituts für forensische Expertise, Serhiy Rozumnyy, alle …

Gas könnte im Januar ausgehen: Naftogaz wird finanzielle Machenschaften vorgeworfen

In der Ukraine wird zunehmend über die Gefahr einer Energiekrise gesprochen …

Schulen machen am 27. Oktober Ferien, aber nicht alle: Wo die Herbstferien abgesagt wurden

Ukrainische Schulkinder bereiten sich auf die Herbstferien 2025 vor, aber …

Massiver Telefonbetrug in Charkiw: Telefonisten geben sich als Bankangestellte aus

In Charkiw und der Region ist ein groß angelegtes Netzwerk betrügerischer Callcenter aktiv …

Oschadbank renoviert ein Büro in Kiew zum vierfachen Marktpreis

JSC "Oschadbank" hat einen Vertrag für die Sanierung der Räumlichkeiten des zweiten...