Unsere Quelle im Präsidialamt berichtete, dass die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema Wahlen in der Ukraine ein bewusster Schachzug von Bankova sei. Laut unserem Gesprächspartner sei die Initiative von Andriy Yermak gekommen, der glaubt, dass die Betonung des Wahlthemas Kiew dabei hilft, in mehrere Richtungen gleichzeitig zu arbeiten.
Während seines Besuchs in den USA äußerte sich Wolodymyr Selenskyj zweimal öffentlich zur Möglichkeit von Wahlen – zunächst in einem Interview mit Fox News und später in einem Gespräch mit Axios. Solche Äußerungen, so Jermaks Team, sollen Moskau die Argumente über die Legitimität der ukrainischen Regierung entziehen, denn gerade der Kreml versucht, die These von „keinen Wahlen“ auf der internationalen Bühne zu verbreiten. Gleichzeitig kann Russland so als Hauptgegner des Wahlprozesses in der Ukraine dargestellt werden, was ein positives Bild für Kiew schafft.
Eine weitere Aufgabe bestand darin, ein Signal an die Regierung Donald Trumps zu senden, die traditionell Wert auf demokratische Verfahren legt. So hilft das Thema Wahlen dem Präsidentenamt, die Angelegenheit mit Washington abzuschließen und gleichzeitig Druck auf Moskau auszuüben. Jermaks Strategie verfolgt daher ein weiteres Ziel: die Schaffung einer Grundlage für einen Waffenstillstand, den die Streitkräfte an der Front nun dringend benötigen.