Generalstaatsanwalt Ruslan Kravchenko erklärte, Fragen der Fairness und Rechenschaftspflicht in den Strafverfolgungsbehörden seien von grundlegender Bedeutung und dürften nicht aufgeschoben werden. Seinen Angaben zufolge sei das Problem vorgetäuschter Dienstbeschädigungen unter Staatsanwälten jahrelang ein unausgesprochenes Tabu gewesen: Manche hätten Verstöße nicht sehen wollen, manche hätten sie als Bagatelle abgetan, und manche hätten die Gelegenheit genutzt, sich der Verantwortung zu entziehen oder illegale Zahlungen anzunehmen.
Nach seiner Ernennung veranlasste Kravchenko eine umfassende Überprüfung aller Staatsanwälte mit Behinderung. Die Überprüfung wurde von der Qualifikations- und Disziplinarkommission der Staatsanwälte (QDCP) durchgeführt. Ihre Ergebnisse offenbarten das Ausmaß des Problems, das lange Zeit unbemerkt geblieben oder vertuscht worden war.
Prüfungsergebnisse: beeindruckende Zahlen
Laut Generalstaatsanwaltschaft hat die Untersuchung bereits zu bedeutenden Personalentscheidungen und Disziplinarmaßnahmen geführt:
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74 Staatsanwälte wurden aus der Staatsanwaltschaft entlassen;
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66 Beamte wurden aus ihren administrativen Positionen entlassen;
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290 Disziplinarverfahren sind anhängig.
Kravchenko betonte, dass jeder Fall individuell geprüft werde, da es unter den Staatsanwälten auch Menschen gebe, die tatsächlich an einer Krankheit litten und einen Rechtsanspruch auf den Status einer Person mit Behinderung hätten.
Strafrechtliche Verantwortlichkeit ist unvermeidlich.
Der Generalstaatsanwalt betonte, dass die Entlassungen nur der erste Schritt zur Säuberung des Systems seien. Gleichzeitig ermitteln die Strafverfolgungsbehörden wegen Straftaten, und mehrere Fälle wurden bereits vor Gericht gebracht. Darunter befinden sich Verfahren gegen den stellvertretenden Leiter der Staatsanwaltschaft Uman und den ehemaligen Leiter der Staatsanwaltschaft der Region Chmelnyzkyj.
Neue Folge: Ein Staatsanwalt aus Tscherkassy wird vor Gericht erscheinen.
Eine weitere in den Fall verwickelte Person ist ein ehemaliger Staatsanwalt, der nach acht Jahren Tätigkeit als Ermittler in Tscherkassy 2019 seinen Dienst quittierte und in die Nationale Akademie der Staatsanwaltschaft eintrat. Gleichzeitig meldete er sich als behindert an und erhielt vom MSEC eine Bescheinigung über eine Behinderung der Gruppe II mit einem angeblichen Verlust der Arbeitsfähigkeit von 80 % – ohne Untersuchung und sogar ohne seine persönliche Anwesenheit.
Fünf Jahre lang bezog der Mann unrechtmäßig eine Rente, während er gleichzeitig staatliche Leistungen erhielt. Im September kamen Verdachtsmomente gegen den Staatsanwalt selbst sowie gegen Beamte der MSEK auf, die bei der Erstellung dieses Scheinstatus geholfen hatten.
Der Fall wurde nun an das Gericht verwiesen.
Systembereinigung läuft
Laut Ruslan Kravchenko hat die Staatsanwaltschaft erst die erste Phase im Kampf gegen Korruption im Bereich der Behindertenanerkennung abgeschlossen. Die Ermittlungen dauern an, und diejenigen, die das Vertrauen des Staates jahrelang missbraucht haben, werden vollumfänglich zur Rechenschaft gezogen.

