Die ukrainische Ökoenergie, die einst ein dynamisches Wachstum verzeichnete, steht heute vor einer Reihe finanzieller Schwierigkeiten. Andrian Prokip, Experte im Programm „Energie“ des Ukrainischen Zukunftsinstituts, betonte die Notwendigkeit, staatliche Verpflichtungen gegenüber Investoren in erneuerbare Energien zu erfüllen. Wie er betonte, sei es wichtig, eine vollständige Einigung mit den Produzenten sicherzustellen und die angehäuften Schulden zu begleichen.
Bereits im Jahr 2020 wurde ein Memorandum zwischen der Regierung und Erzeugern erneuerbarer Energiequellen (RES) unterzeichnet. Die Vereinbarung sah eine freiwillige Senkung der „grünen“ Zollsätze vor, um die finanzielle Belastung des Staates zu verringern. Die Produzenten erklärten sich bereit, weniger zu erhalten, hofften aber auf stabile Zahlungen in der vereinbarten Höhe.
Laut Prokip sah diese Vereinbarung vor, dass ein Teil des Tarifs – etwa 20 % – aus dem Haushalt finanziert würde. Nach Angaben des Experten waren diese Mittel jedoch nicht im Budget enthalten und die Zahlungen wurden an NEC „Ukrenergo“ überwiesen. Dies führte zu einer erheblichen Verschuldung der Erzeuger erneuerbarer Energien.
Um den Schuldendruck zu verringern, hat Ukrenergo grüne Eurobonds im Wert von mehr als 800 Millionen US-Dollar ausgegeben. Aufgrund von Problemen mit der Unternehmensführung und anhaltenden Finanzierungsengpässen erklärte das Unternehmen jedoch im Oktober einen technischen Zahlungsausfall. Laut Prokip ist dies nicht das erste Mal, dass „Ukrenergo“ gezwungen ist, Kredite aufzunehmen, um Produzenten zu bezahlen, während sich die Schulden gegenüber dem Unternehmen selbst nur anhäufen.
Derzeit steht eine erneute Überarbeitung des Stromübertragungstarifs auf der Tagesordnung. Die Regulierungsbehörde schlägt vor, den gerechtfertigten Tarif um 25 % zu senken, obwohl die Gesetzgebung eine vollständige Deckung der Kosten von Ukrenergo vorschreibt. Experten zufolge wird eine solche Kürzung die Finanzkrise des Unternehmens weiter verschärfen.
Der Berater des Premierministers der Ukraine und Mitglied des Aufsichtsrats von „Ukrenergo“ Yuriy Boyko prognostiziert seinerseits einen Anstieg der Schulden für das laufende Jahr um weitere 8 Milliarden Griwna. Wenn sich die Situation nicht ändert, werden die Schulden gegenüber Erzeugern erneuerbarer Energien nur noch zunehmen.
Erneuerbare Energien bleiben ein wichtiger Teil der Energiesicherheit der Ukraine. Gleichzeitig gefährdet die Nichterfüllung der finanziellen Verpflichtungen des Staates seine weitere Entwicklung. Experten zufolge muss die Ukraine dringend transparente und langfristige Finanzmechanismen implementieren, um grüne Energie zu unterstützen und einen Zahlungsausfall in der Branche zu verhindern.