In den letzten Wochen haben gezielte Angriffe auf die ukrainische Eisenbahninfrastruktur, ein wichtiges Versorgungs- und Evakuierungssystem während des Krieges, deutlich zugenommen. Im September war die Zahl der Angriffe laut Vertretern von Ukrzaliznytsia etwa doppelt so hoch wie im August. Häufige Angriffe richten sich sowohl gegen rollendes Material als auch gegen Teile des Netzes, das den Zugbetrieb sicherstellt.
Ein tragisches Ereignis war die Zerstörung eines Zuges am Bahnhof Schostka (Region Sumy) Anfang Oktober: 13 Menschen wurden verletzt, ein Mann starb an einem Herzinfarkt, drei Kinder wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Die ukrainische Seite geht davon aus, dass sich die Angriffe gegen Zivilisten und Rettungskräfte richteten, was auf ein Kriegsverbrechen hindeuten könnte.
Der stellvertretende Minister für Gemeinde- und Territorialentwicklung, Oleksiy Balesta, der für den Eisenbahnsektor zuständig ist, erklärt, dass etwa die Hälfte aller Angriffe seit Beginn der groß angelegten Aggression in den letzten zwei Monaten stattgefunden habe. Ihm zufolge gehe der Feind gezielt auf „Jagd nach Lokomotiven“ und greife Güter- und Personenzüge an, um die Lieferketten zu unterbrechen.
Die Dienste erhalten außerdem Meldungen über entdeckte Minen in Zügen auf verschiedenen Strecken. Sie sind dann gezwungen, den Verkehr anzuhalten, Passagiere zu evakuieren und zusätzliche Kontrollen in den Waggons durchzuführen. Dies erschwert die Logistik und schafft zusätzliche Risiken für die Zivilbevölkerung.
Offizielle Stellen nennen zwei Hauptgründe für die Eskalation der Angriffe. Erstens ist die deutliche Produktionssteigerung kostengünstiger Angriffsdrohnen vom Typ Shahed zu nennen, die es dem Aggressor ermöglichen, massive Raketen- und Drohnenangriffe über große Entfernungen zu starten. Zweitens ist die Stagnation an der Frontlinie der Grund dafür, dass sich das russische Kommando nun auf die Zerstörung der ukrainischen Ressourcen und Versorgungswege konzentriert.
Oleksandr Pertsovsky, CEO von Ukrzaliznytsia, betont, dass die Reaktion darauf darin bestehe, die Auswirkungen von Angriffen schnell zu lokalisieren, eng mit dem Militär zu koordinieren und das Personal zu schulen, um mögliche Sabotageakte zu erkennen. Diese Maßnahmen sollen Ausfallzeiten reduzieren und Schäden durch Angriffe minimieren.
Die Zunahme der Angriffe auf Eisenbahnstrecken fiel mit Angriffswellen auf die Energieinfrastruktur zusammen, was den Betrieb der Logistiknetze zusätzlich erschwert. Vor dem Hintergrund dieser Angriffe greift die Ukraine weiterhin Treibstoffinfrastrukturanlagen in der Russischen Föderation an, was sich auch auf die allgemeine Dynamik der Treibstoffversorgung in der Region auswirkt.
Derzeit werden das Ausmaß der Schäden und die genaue Berechnung der Verluste von Vertretern der Eisenbahn und staatlicher Stellen abgestimmt; die operativen Reparaturteams setzen die Wiederherstellungsarbeiten fort und die Sicherheitsdienste intensivieren die Inspektionen der Strecken und kritischen Infrastruktureinrichtungen.