Jan Schneider, Leiter einer Abteilung des Sachverständigenrats für Integration und Migration in Deutschland, rät Ukrainern dringend, einen langfristigen Aufenthalt in Deutschland zu planen und gleichzeitig die Möglichkeit einer Rückkehr in die Ukraine nach dem Krieg in Betracht zu ziehen. Schneider betont, dass die Erholung des Landes maßgeblich von der Rückkehr der arbeitenden Bevölkerung und ihrem Beitrag zum Wiederaufbau von Wirtschaft und Infrastruktur abhängen werde.
Die Empfehlungen des EU-Rates, auf die sich der Experte bezieht, betonen die Vorbereitung auf ein solches Szenario. Familien sollten prüfen, ob ihre Mitglieder die Kriterien für einen stabileren Rechtsstatus durch Arbeit, Studium oder ein eigenes Unternehmen erfüllen. Die deutschen Bundesbehörden beginnen bereits mit der Umsetzung dieser Ansätze: Die Regionen sollten die Verfahren für die Überstellung von Ukrainern vom vorübergehenden Schutz in andere Aufenthaltstitel beschleunigen, die „langfristige Perspektiven“ bieten.
Derzeit können Ukrainer in Deutschland:
• unter vorübergehendem Schutz bleiben oder
• eine nationale Aufenthaltserlaubnis beantragen – Sie müssen sich an die örtliche Ausländerbehörde wenden.
Um einen neuen Status zu erhalten, müssen Sie in der Regel mehrere Kriterien erfüllen: finanziell unabhängig sein, einen gültigen ukrainischen Pass besitzen und nicht vorbestraft sein. Für ein Arbeitsvisum oder eine Ausbildung benötigen Sie eine anerkannte Qualifikation und einen Arbeitsvertrag – solche Zertifikate können parallel zum vorübergehenden Schutz ausgestellt werden. Für ein Studentenvisum oder eine Blaue Karte EU müssen Sie in der Regel den vorübergehenden Schutz aufgeben und die Voraussetzungen für einen Vertrag oder die Anerkennung eines Diploms erfüllen.
In der Praxis kommt es häufig zu Verzögerungen für Ukrainer, da Informationen fehlen und die lokalen Migrationsbehörden überlastet sind. Offiziellen Behörden zufolge gibt es keine weiteren Hindernisse und die Verzögerungen hängen mit Kontrollen und der Einhaltung der Vorschriften zusammen. Laut Eurostat beherbergt Deutschland derzeit über 1,2 Millionen ukrainische Flüchtlinge und ist damit die größte Zahl unter den EU-Ländern. Insgesamt stehen über 4,3 Millionen Ukrainer in Europa unter vorübergehendem Schutz.
Expertenrat und praktische Schritte für Ukrainer in Deutschland: Behalten Sie Gesetzesänderungen und Empfehlungen lokaler Behörden im Auge, bewahren Sie alle Dokumente zu Beschäftigung und Ausbildung auf, wenden Sie sich mit vorgefertigten Dokumentenpaketen an die örtliche Ausländerbehörde und konsultieren Sie bei Bedarf Experten für Migrationsrecht. Die Planung eines legalen Langzeitaufenthalts bietet heute mehr Möglichkeiten und sichert die Möglichkeit einer späteren Rückkehr in die Ukraine unter günstigen Bedingungen.